Wer schon einmal eine Garnele eingewöhnt hat, ist mit dem Verfahren des Eingewöhnens von Zwergflusskrebsen bereits hinreichend vertraut. Zeit ist der wesentliche Faktor, um dem Tier die Phase des Gewöhnens an die neuen Wasser- und Temperaturwerte so angenehm wie irgend möglich zu gestalten. Die auf diese acht- und sorgsame Weise behandelten Tiere danken es dem Menschen durch Gesundheit, Vitalität und ein friedfertiges Verhalten.
Die Eingewöhnung folgt gewissen Phasen, die einen können vorbereitend getroffen werden, die Umsetzung anderer ist erst nach Ankommen des oder der Tiere möglich. Alles beginnt im Idealfall mit einem Teilwasserwechsel vor Eintreffen des Tieres. Dieser trägt Sorge, dass mögliche Schadstoffe gemindert, die Keimzahl dezimiert und die Dichte der im Wasser befindlichen Baktereienstämme im Becken etwas reduziert wird.
Wer ohnehin wöchentliche Teilwasserwechsel macht, kann durch einen etwas größer ausfallenden Austausch von ca. 40 bis 50% dem Zwergflusskrebs einen Tag vor oder am Tage der Eingewöhnung bei seiner Integration in das neue Zuhause helfen. Ein grundsätzliches Überprüfen der Wasserwerte macht ohnehin Sinn. Cambarelli stellen zwar keine besonders spezifischen Ansprüche an ihre Umgebung, dennoch sollten gewisse Grenzen eingehalten werden. Informationen hierzu erhält man vom Hobbyzüchter und/oder Händler des Vertrauens, bei dem man das oder die Tiere erworben hat.
Sobald der oder die Krebse eingetroffen sind, brauchen sie bei starken Temperaturunterschieden zwischen Außenbereich und Innerem etwas Zeit zum Akklimatisieren. Zu diesem Zeitpunkt darf gerne der Transportbeutel oder die Transportbox bereits geöffnet werden. Dies hilft dabei, die Vitalität des Tieres einzuschätzen, Sauerstoff zuzuführen und die Temperatur schneller anzugleichen.
Sowohl in der Phase der Temperatur- als auch in der späteren Phase der Wasserangleichung sollte das bzw. sollten die Tiere nicht gefüttert werden.
Händler legen die mit Fischen gefüllten Transportbeutel gerne in die zugehörigen Becken, um den Angleich direkt im Aquarienwasser selbst vorzunehmen. Auch dies ist grundsätzlich möglich. Stimmt die Temperatur, sollte das Wasser angeglichen werden. Dies ist ein sensibler und wichtiger Schritt, für den man sich unbedingt etwas Zeit nehmen sollte.
Am besten gelingt eine schrittweise Angleichung der Wasserwerte, indem erst ein wenig des verdreckten Transportwassers, ohne das Krebstier dabei zu gefährden, abgeschüttet wird in ein leeres Gefäß. Bei Ankunft in einem Transportbeutel hilft es sehr, entweder den Krebs samt Transportwasser in ein sauberes Gefäß umzuschütten oder den Transportbeutel oben komplett aufzuschneiden und dann in ein breites Glas oder in eine große Tasse aufrecht zu stellen.
Wichtig: Sollte ein leeres Gefäß genutzt werden, um den Krebs samt Wasser dort zwischenzeitlich unterzubringen während der Wasserangleichung, darf das Behältnis im Vorhinein weder mit Reingungsmitteln noch mit anderen für Wirbellose giftigen Substanzen in Berührung gekommen sein. Bereits Spülmittelrückstände reichen aus, um das Krebstier entschieden zu schwächen. In Ermangelung eines geeigneten Gefäßes sollte das bzw. sollten die Tiere in ihren Transportbeutel bis zum Umsetzen ins Aquarienwasser verbleiben.
Nun folgt der eigentliche Schritt der Wasserangleichung. Hier ist darauf zu achten, dass pro Minute nur wenig Wasser aus dem späteren Aquarium in den Transportbeutel bzw. das Gefäß mit Krebs und Transportwasser hinzu gegeben wird. Eingewöhnungssets mit manueller Dosierhilfe über einen Schlauch helfen dabei, das oder die Tiere stressfrei auf die neuen Wasserwerte umzustellen.
Ein Richtwert ist ein Tropfen Aquarienwasser pro Sekunde. So hat bzw. haben die Cambarelli ausreichend Zeit, sich an die neuen Werte (PH, GH, KH, Temperatur usw.) anzugleichen.
Ein solcher Vorgang nimmt in aller Regel ca. 1 Stunde in Anspruch. Am Ende sollte der Krebs vollständig im neuen Aquarienwasser laufen. Nur so kann sichergestellt werden, dass bei dem nachfolgenden Einsetzen der oder die Krebse kräftig und vital genug sind, um sich sofort im neuen Zuhause zurecht zu finden.
Insbesondere beim Einsetzen mehrerer Tiere ist dies wichtig. Transport bedeutet Stress. Gestresste Tiere reagieren auf äußerliche Einflüsse und Stressoren mit zunehmender Aggressivität. Aggressive Tiere könnten sich bereits kurz nach dem Einsetzen gegenseitig verletzen, sollten sie keinen ausreichenden Unterschlupf finden, um sich von den Strapazen zu erholen.
Läuft alles gut, sind die Tiere direkt nach dem vorsichtigen Umsetzen wohlauf und streifen ein erstes Mal durch das neue Aquarium. Die Tiere sollten in jedem Fall auch in den nächsten Tagen im Blick behalten werden. Geht es einem oder mehreren Exemplaren schlecht, sollte entsprechend nachgesteuert werden. Geht es einem Tier schlecht, kann dieses in Quarantäne gesetzt Zeit und Möglichkeit erhalten, sich zu erholen, bevor es wieder zu den Artgenossen gesetzt wird.
Eine artgerechte Einrichtung hilft den Tieren, sich schnell an die neuen Bedingungen zu gewöhnen.
Es ist völlig normal, dass sich eher scheue Tiere erst nach einigen wenigen Tagen in ihrer vollen Pracht zeigen. Sich zwischendurch, vor allem in Beleuchtungsphasen, in ihre neuen Unterschlupfe zurück zu ziehen, ist für bestimmte Cambarelli-Arten völlig normal.
Ein Fehler wäre es in diesem Fall, sich voller Sorge im Aquarium durch Herausnehmen und/oder Umstellen von Einrichtungsgegenständen wie Wurzeln, Steinen, bepflanzten Utensilien auf die Suche nach ihnen zu begeben. Geduld und Zuversicht sind hier die besten Ratgeber. So wie Hund und Katze Zeit zum Eingewöhnen brauchen, so nimmt sich auch ein Zwergflusskrebs im Ausnahmefall die Zeit, richtig anzukommen.