Krebse wachsen nicht wie wir Menschen. Der Grund hierfür liegt in ihrem Panzer begründet. Dieser, den sie am Anfang ihres Lebens mehrmals täglich ablegen, härtet nach der Häutung aus. Um weiter wachsen zu können, muss das Tier den alten, nun zu kleinen Panzer ablegen, um in einen neuen hinein zu wachsen.
Krebse, denen die Häutung kurz bevor steht, fressen nicht mehr, halten inne, suchen teils Schutz vor Artgenossen. Eingeleitet wird der Vorgang, indem zuerst der alte Panzer durch Zugabe eines Enzyms wieder weich gemacht wird. Nur so kann die Außenhaut schließlich abgestriffen werden. Zum rechten Zeitpunkt gibt die Häutungsfuge allen Beobachtern Aufschluss. Sie platzt auf, Wasser kann eindringen, gelangt zwischen alte und neue Haut. Dies wird durch Pumpen des Krebses unterstützt, um die alte Hülle los zu werden.
Das Häuten ist ein höchst anspruchsvoller, kräftezehrender und häufig leider auch tödlich endender Prozess, wenn bestimmte Parameter nicht stimmen. Erstens braucht der Zwergflusskrebs ein Umfeld, das eine erfolgreiche Häutung überhaupt erst möglich macht. Hierzu gehören Bereiche, in denen er nach dem anstrengenden Abstreifen des alten Panzers aufgrund seiner Verwundbarkeit für einige Stunden Ruhe finden kann. Zu den Schutz bietenden Einrichtungsgegenständen zählen Wurzeln, Steine, Höhlen und Röhren für Krebstiere in angemessener Zahl und Größe.
Ist die Häutung vollzogen, muss der Krebs sich in seinem in den ersten Stunden bis Tagen sehr weichen Panzer vor jeglichen Fressfeinden schützen. Die Häutung an sich ist des Weiteren ein komplizierter Prozess, der im folgenden näher beschrieben werden soll und mitunter auch schief gehen kann. Gelingt dem Tier die Häutung nicht, stirbt es zwangsläufig.
Zum Zeitpunkt, wenn Krebse ihre äußere Schale ablegen, liegen sie teils seitlich am Boden, zucken mitunter heftig. Dieses Verhalten, das darauf abzielt, den alten Panzer abzustreifen, findet man anfangs höchst besorgniserregend. In diesen Momenten die Ruhe zu bewahren und abzuwarten, jegliche Handlungen zu vermeiden, die dem Krebstier zusätzlichen Stress bereiten könnten, ist wichtig und richtig.
Der Zwergflusskrebs kämpft mit der alten Hülle teils mehrere Minuten, bis er die Exuvie schließlich erfolgreich abschütteln kann. Der nicht mehr gebrauchte Panzer liegt nun im Aquarium herum und kann dort als Nahrungsquelle für andere Tiere verbleiben. Krebse, Garnelen und Co. fressen alte Haut, um daraus lebenswichtige Nährstoffe, auch für den neuen Panzer zurück zu gewinnen.
Nun härtet der neue Panzer nach, erst im Bereich des Kopfes (Mundwerkzeuge) und der Gliedmaßen, später am restlichen Körper. So bleibt der Krebs mobil und kann sich direkt nach der Häutung ein sicheres Plätzchen als Unterschlupf suchen, um dort für einige Stunden zu verweilen.
Sollte man im Aquarium eine teiltransparente, milchig wirkende Hülle (Exuvie) seines Krebses entdecken und nicht gleich einordnen können, so hilft eine Pinzette dabei, diese zu identifizieren. Der Panzer von einst hat faktisch kein Gewicht, besteht nur aus der alten Haut und ist schnell als solcher erkannt. Ein Erkennungsmerkmal aus der Ferne sind die fehlenden Augen. Auch steht auf der Oberseite just an der Häutungsfuge ein durchsichtiger Bereich empor. Hier schlüpfte der Krebs vor wenigen Stunden hindurch aus der alten Schale heraus.
Manchmal verlieren Krebse in der täglichen Begegnung und Auseinandersetzung mit Artgenossen das ein oder andere Bein. Ob Schere, Bein oder Fühler, alles wächst nach und steht im Regelfall nach erfolgreicher Häutung wieder zur Verfügung, wenn auch in Sachen Schere kleiner als zuvor. Scheren wachsen nach dem Häuten zur alten Größe heran. Dieser Vorgang benötigt nur etwas Zeit und ordentliches Futter.
Sollten dem Zwergflusskrebs nach der Häutung Extremitäten fehlen, holt das Tier die Wiederherstellung einfach bei der nächsten Häutung nach.
Schlimmer wird es, wenn dem Tier nach dem kräftezehrenden Abstreifen des alten Panzers lediglich fehlgebildete Gliedmaßen zur Verfügung stehen oder die alte Haut erst gar nicht abgelegt werden konnte. In diesem Zustand ist das Tier kaum wehrhaft und sollte nach Möglichkeit separat gesetzt werden, um sich zu erholen.
Passiert es öfter, dass Krebse die Häutung nicht erfolgreich durchstehen, kann die Ursache auch bei einem falschen Futtermittel liegen. Produkte zur Ernährung von Krebsen enthalten mehrheitlich sehr hohe Mengen an vor allem tierischen Proteinen. Teils besteht Futter zu über 40 Prozent aus Insekten, Fisch und Co. Eine sehr hohe Proteinkonzentration tierischen Ursprungs behindert mitunter den Häutungsvorgang, was zu einer erhöhten Sterberate führt.
Ein manuelles Helfen beim Ablegen des Panzers kann ein letzter Hilfedienst am Tier sein, das während des Häutens auch die Kiemen erneuert und demzufolge zeitweise nicht in der Lage ist, zu atmen.
Bei gutem Futter, geeigneten Wasserwerten und guter Pflege schaffen die Tiere ihren Häutungsvorgang ganz von allein und es braucht keinerlei Unterstützung seitens des Menschen.