Cambarelli pflegen ein rüdes Liebesleben. Sobald ein Weibchen für eine Befruchtung bereit scheint, stellt das Männchen das weibliche Tier, dreht es auf den Rücken und hält es in dieser Position, bis er über seine Gonopoden ihre Eier erfolgreich befruchtet hat. Dieser Vorgang findet mehrmalig statt.
Für viele Weibchen ist das Vorgehen des Männchens höchst fordernd. Manches überlebt den Versuch der Befruchtung nicht. Teilen gleich mehrere Weibchen das Aquarium mit einem Männchen, können parallele Sexualhandlungen stattfinden.
Am Ende reifen kleine Krebsnachkömmlinge in winzigen Eiern, angeheftet an Schwimmbeinen des Cambarellus-Weibchens über mehrere Wochen heran, bis sie schließlich schlüpfen. Man sollte meinen, dass die kleinen Krebse gleich auf Wanderschaft gehen. Dem ist nicht so.
So winzig sie sind, verbleiben sie für ca. 48 Stunden am bzw. unter des Hinterleibs des Muttertieres. Erst dann gehen sie auf eine lange, teils höchst gefährliche Reise und erobern ihr neues Territorium Schritt für Schritt.
In den ersten Tagen nach dem Schlupf wechseln sie täglich mehrmals ihren Panzer. Dies ist eine sehr herausfordernde Zeit für die kleinen Krebse. Sie verschwenden viel Energie, um möglichst schnell zu wachsen. Je größer sie werden, desto sicherer sind sie vor einander und vor Fressfeinden.
Feinde für die kleinen Nachwüchsler gibt es reichlich. In der Natur werden sie durch Fische, Garnelen, andere Krebse und sonstige Räuber bejagt. Viele überdauern die ersten Wochen nicht. Im Aquarium kann dieser kritische Punkt stark beeinflusst werden.
Höhlen und Röhren dienen dem Schutz der Kleinen. Pflanzen geben Möglichkeiten zum Verstecken. Ein Mangel an Räubern erhöht die Überlebenschancen. Adulte und andere heranwachsende Tiere werden regelmäßig gefüttert und verlieren so das Interesse am noch wenig wehrhaften Nachwuchs.
Garnelenzüchter verwenden Moose und Süßwassertang, um den Jungtieren eine Möglichkeit zum sicheren Abtauchen bei Gefahr zu geben. Dort leben sie, sind sie nicht auf Streifzug nach Futter, für einige Tage oder gar Wochen, bis sie eine gewisse Größe erlangt haben.
Zwergflusskrebsen darf diese Schutzoption gleichfalls gewährt werden. Sie nehmen niedrigwüchsige, dafür aber dicht an dicht wachsende Pflanzen bereitwillig als Verstecke an. Das Verhalten gleicht dem der Garnele.
Wenige Wochen nach ihrem Schlupf haben die Nachkömmlinge eine Größe erreicht, die es ihnen erlaubt, mit Abstrichen sicher durchs Aquarium streifen zu können. Begegnen sie ihresgleichen, suchen sie im Regelfall die Flucht durch kurzes Auftreiben, rückwärtiges Wegbewegen oder Ausweichen.
Ab diesem Zeitpunkt kann man als Halter davon ausgehen, dass die Tiere in großen Teilen die folgenden Monate überstehen werden. Nun stellt eine falsche Futterwahl neben dem Wunsch nach dem Verlassen des Aquariums die größte Gefahr für ihre Existenz dar.
Zu eiweißreiches Futter kann das Häuten der Tiere gefährden. Junge Krebse häuten sich im Regelfall 6 bis 7 Male pro Woche. Insbesondere bei und nach der Häutung sind sie anfällig für Übergriffe, da ihr neuer Panzer noch nicht ausgehärtet ist.
Ein zu schnelles Wachstum kann die Tiere insofern gefährden, dass sie die nächste Häutung nicht schnell genug vollführen können und im zu eng gewordenen eigenen Panzer versterben.
Eine ausgeglichene Ernährung in den ersten Monaten nach dem Schlüpfen ist daher essentiell. Weiterhin gilt es, geschwächte Tiere im Blick zu behalten. Leben adulte Tiere mit einem Schwung Heranwachsender zusammen, ist ein Becken in Mindestgröße bereits ein Lebensumfeld, indem sich 2 oder 3 Monate alte Tiere mehrmals täglich in Begegnungen mit anderen Heranwachsenden, adulten Elterntieren etc. auseinander setzen müssen.
Insbesondere geschwächte Tiere können in diesen Begegnungen schnell unterlegen sein und den daraus entstehenden Konflikt eventuell nicht überleben. Tote Tiere sollten möglichst vor dem Auffressen aus dem Aquarium genommen werden. Dies, um einer Wasserbelastung entgegen zu wirken. Hauptsächlich aber, um möglichen Fressgelüsten der weiteren Scherenträger zu begegnen.
In der freien Natur mag es völlig normal sein, dass durch Krankheit geschwächte Tiere durch ihr Artgenossen aufgefressen werden. Dies ist eine Aufgabe, die ihnen die Natur zuteil werden ließ.
Im Aquarium sollte dennoch verhindert werden, dass für die Tiere das Vertilgen von wehrlosen Kameraden und Aas zur Normalität wird. Ein Futter mit Proteinanteil, gemacht für die Krebsernährung, hilft dabei, den Trieb des Stellens und Fressens von Mitkrebsen einzuschränken.
Im Alter von 3 Monaten werden die Heranwachsenden selbst geschlechtsreif und gehen der Fortpflanzung alsbald gleichfalls gezielt nach. Hier sollte man die Gesamtpopulation im Blick behalten. Zwar sind Zwergflusskrebse in der Lage, ihre Populationsgröße selbst zu regulieren, indem immer wieder Tiere gefressen werden. Dies sollte meines Erachtens nach jedoch nicht das Ziel einer kleinen Krebshaltung sein.
Der Genpool der gehaltenen Krebsgruppe kann und sollte in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden. Hier gilt es, das oder die wenigen neuen Tiere erst umsichtig an die neuen Lebensverhältnisse (Wasserwerte etc.) zu gewöhnen, bevor sie eingesetzt werden. Ein Wasserwechsel vor dem Einbringen ins Becken von ca. 30 bis 50 Prozent ist auch hier zu empfehlen.
Es sollte tunlichst darauf geachtet werden, dass nur Tiere der gleichen Art in ein bestehendes Aquarium einziehen. Eine Quarantänehaltung von ca. 14 Tagen vor dem Einsetzen hilft, möglichen Gefährdungen durch eingeschleppte Krankheiten rechtzeitig zu begegnen.