Die Zehnfußkrebse (Decapoda) bilden eine Ordnung innerhalb der Klasse der Höheren Krebse. Zu dieser Gruppe, bestehend aus ca. 15.000 Arten gehört auch der Cambarellus puer:
- Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
- Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
- Überfamilie: Flusskrebse (Astacoidea)
- Familie: Cambaridae
- Gattung: Zwergflusskrebse (Cambarellus)
- Unterart: Cambarellus (Pandicambarus) puer
Profil des Cambarellus puer
Beim Cambarellus puer, auch Knabenkrebs genannt, handelt es sich um eine besonders hübsche Zwergflusskrebsart. Adulte Tiere erreichen ausgewachsen eine maximale Körperlänge von bis zu 4 cm. Somit ist der Cambarellus puer nicht größer als viele weitere Vertreter seiner Gattung und größer als typische Garnelen. Der in seiner Farbe eher variable Krebs ist von Natur aus friedfertig und durch seine Mamorierung bis in die Scheren hinein eine wahre Augenweide. Farbschläge von Hell- bis Dunkelbraun, mitunter auch ins Graue ausschlagend, sind bekannt. Die farbliche Bandbreite bei heranwachsenden Tieren eines Zyklus ist nicht so groß wie beispielsweise beim kleinen Bruder diminutus.
Die aus dem Süden der USA (Texas, Mississippi, Louisiana, Illinois, Oklahoma, Kentucky usw.) stammende Unterart der Cambarelli geizt nicht mit seinem Charme, zeigt sich robust und pflegeleicht in der Haltung.
Der schöne kleinere Krebs stellt wenig Ansprüche an seine Halter. Sind gewisse Grundansprüche gegeben, erfreut sich der muntere Racker großer Vitalität und Schaffenskraft und streift auch manchmal durch sein Zuhause.
Ernährung
In Sachen Ernährung zeigt sich der puer gleichermaßen wenig wählerisch. Abwechslung auf dem Speiseplan kommt der Gesundheit aller Zwergflusskrebse zugute, so auch der des vielleicht schönsten Vertreters seiner Gattung. Neben Laub heimischer und ferner Gehölze und sonstiger pflanzlicher Kost (getrocknete Auszüge der Brennnessel, Zucchini, des Spinat, Kürbis oder auch Löwenzahn) usw. erfreut sich der Krebs an intervallischen proteinreichen Gaben, die er dankbar entgegen nimmt.
Der Cambarellus diminutus benötigt zusätzlich zum auf seine Bedürfnisse optimierten Alleinfuttermittel für Zwergflusskrebse braunes Laub, das er fressen und unter dem er sich verstecken kann. Braunes Laub bietet bei der Ernährung viele Vorteile. Erstens gibt es wichtige Stoffe an das Wasser ab. Ganz nebenbei bietet es Platz und Raum für die Ansiedlung von Biofilm.
Geeignete Strauch- und Baumarten:
- Ahorn, Apfel, Birne, Birke, Buche, Eiche, Erle, Esche, Kirsche, Pflaume, Quitte, Seemandel, Walnuss etc.
- Brombeere, Himbeere, Johannisbeere, Stachelbeere etc.
Wichtig: Die verwendeten Blätter müssen bestimmte Eigenschaften aufweisen, um bedenkenlos gefüttert werden zu können:
- frei von Schad- und Giftstoffen (Feinstaub an stark befahrenen Straßen, Spritzmittel wie Fungizide, Herbizide, Insektizide, Pestizide etc.)
- Farbe Braun, im Herbst gesammelt wurden und aus einem Sammelgebiet
Die Qualität sowie der Zeitpunkt des Sammelns der Blätter sind entscheidend. Grüne Blätter eignen sich nicht. Auch frisches Obst und Gemüse sind nicht unbedingt geeignet, da hier Zucker und/oder Stärke enthalten sein könnten. Beides belastet das Aquarienwasser.
Verhalten
Vertreter des Cambarellus puer zeichnen sich nicht nur durch ihre untereinander gelebte Sanftmut aus. Sie zeigen sich umgänglich auch mit anderen Tierarten wie Garnele und Schnecke. Selbst Fische lässt der puer in Frieden, zeigen sie sich ihrerseits ebenso zugänglich wie er selbst. Er klettert nicht so ambitioniert wie sein naher Verwandter, der diminutus. Dennoch besteht auch beim Schönling die Gefahr, dass er sich hin und wieder beim Erklimmen seiner Umwelt in Lebensgefahr bringt. Das für den Krebs vorgesehene Aquarium sollte daher auch in Pool-Becken-Bauart oben geschlossen sein, sodass der puer keine einzige Lücke vorfindet, durch die er Reißaus nehmen könnte.
Wird dieser evidente Ratschlag beherzigt, steht dem puer ein langes, bis zu 2-jähriges Leben bevor voller Abenteuer, nach denen er sich gerne auch einmal versteckt. Es sollten daher ausreichend Verstecke bereitstehen. In diese zieht er sich zufrieden tags wie nachts des häufigeren zurück. Ganz so zeigefreudig wie einige seiner Artgenossen ist er nicht. Umso schöner sind jene Momente, in denen man ihn in voller Pracht und Schaffenskraft visuell erleben darf. Ganz zum Stubenhocker wird auch der puer, wenn er eine kräftezehrende Häutung durchlebt hat und Schutz vor seinen Mitbewohnern zwingend benötigt, um sich von den Strapazen zu erholen.
Nachwuchs
Findet der Krebs ein passendes Gegenüber, so zögert er nicht lange mit der Paarung. Dabei kann es wild einhergehen. Das weibliche Tier trägt die befruchteten Eier über mehrere Wochen gut sortiert und stets gepflegt an der Unterseite des Hinterleibs mit sich herum, bis die kleinen Nachzöglinge schließlich aus ihren Eiern schlüpfen. Ca. 20 bis 30 Jungtiere erblicken bei solch einem Happening das Licht der Welt, verbleiben anschließend wenige weitere Tage gut behütet unter dem Rockzipfel des Muttertieres.
Erst dann, wenn sie groß genug sind, um auf eigene Entdeckungsreisen zu gehen, wagen sie sich in die neue Welt voller Gefahren. Räuberisch verhalten sich die Heranwachsenden vor allem in den ersten Tagen in Freiheit untereinander. Viele gute und sorgsam positionierte Verstecke helfen den Jungtieren, diese für sie herausfordernde Phase mehrfacher täglicher Häutung zu überstehen und zu gesunden adulten Tieren heranzuwachsen. Zudem sollte sichergestellt sein, dass die kleinen Nachwuchs-Racker immer ausreichend Nahrung in Laufreichweite vorfinden.
Bedürfnisse
Generell gilt für alle Krebse, dass sie sauerstoffreiches Wasser bevorzugen. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass sie dieses benötigen. Ein Sprudelstein, ein Luftheber im HMF, der stetig neben gefiltertem Wasser reichlich Luft ins angenehm temperierte Nass befördert oder im Einzelfall ein Oxidator tragen dazu bei, die Umwelt des Aquariums den Krebsen lebensfreundlich zu gestalten. Bei aller Tierliebe sollte nicht vergessen werden, dass die Silbe Fluss im Namen Zwergflusskrebs tatsächlich darauf hinweist, dass auch der Cambarellus puer ursprünglich aus Fließgewässern mit stetem Wasseraustausch stammt, auch wenn er Tümpel, Sümpfe und Teiche ebenso willkommen heißt.
So umgänglich und friedlich der hübsche Vertreter der Gattung Cambarellus ist, so neugierig zeigt er sich gegenüber allem in Greifreichweite. Am Boden lebende Fische wie Welse können unter Umständen schon einmal gezwickt werden. Ob sie das vertragen oder nicht, hängt individuell vom jeweiligen Tier ab. Kranke und tote Tiere werden unter Umständen von ihm erbeutet. Schließlich gehört auch der puer zum Bodenpersonal des verlässlichen Aufräumtrupps seiner vielfältigen Heimat. Zu seinen Aufgaben in der Natur gehört es, pflanzliche wie tierische Überreste zu entsorgen. Der Krebs schreckt daher im Ausnahmefall auch vor Aas nicht zurück und hilft so, die Wasserwerte eines Gewässers stabil zu halten.
Einrichtung
Auf seinen Streifzügen benötigt der Krebs viel Platz. Keinesfalls kommen Exemplare des puer für Nanobecken infrage. Unter einer Grundfläche von 0,18 Quadratmetern (Becken mit Mindestgrundfläche 60 x 30 cm (Länge x Breite) sollte man auf das Einsetzen bereits eines einzelnen Tieres im Sinne des Tierwohls verzichten. Wir wollen ja schließlich auch nicht in einer Kartonschachtel leben.
Als Unterschlupfe bieten sich zahlreiche Einrichtungsgegenstände an. Ob nun unter einer Wurzel, in einer Tonhöhle, Tonröhre, unter Laub oder inmitten einer Pflanze, die ihm Deckung bietet. Der puer erobert insbesondere jene Bereiche seines Umfelds, die ihm Deckung bieten und macht sie sich zu eigen. Sein Revier pflegt der wenig territoriale Krebs zwar wie seinen wunderschön gestalteten Panzer. Widersacher werden somit friedlich, aber bestimmt verjagt. Trotz dessen braucht den puer aufgrund seiner Umgänglichkeit niemand wirklich fürchten.
Pflanzen wie Javafarn, langsam wachsende, wenig Licht benötigende Anubias, Bucephalandras oder auch der Süßwassertang werden bereitwillig angenommen und im Regelfall nicht angerührt. Der puer gärtnert wie die Großzahl der anderen Zwergflusskrebsarten nicht.
Fazit
Zusammengefasst ist der Cambarellus puer ein wirklich tolles, wenn auch etwas scheues Aquarientier und eine Bereicherung für jedes Becken, werden seine Grundbedürfnisse (ausreichend Verstecke und Platz zum Unterschlüpfen, artgerechte Ernährung, viel Sauerstoff, artige Mitbewohner) erfüllt. So ist der vielleicht schönste Vertreter der Cambarellus-Familie auch für Einsteiger in das Hobby geeignet.
Hinweis
Wichtig: Exemplare des Cambarellus puer dürfen keinesfalls in hiesige Gewässer entlassen werden. Sie stellen nicht nur aufgrund der Tatsache eine große Gefahr für heimische Krebsarten dar, dass sie eine invasive Spezies bilden würden. Nord- und mittelamerikanische Krebse sind im Regelfall Überträger der Krebspest und würden hiesige Tierbestände, die sich vor dem Erreger nicht schützen könnten, vermutlich voll und ganz ausrotten.
Somit geht selbst von einem winzigen Nachzögling für unsere heimische Fauna bereits eine große Gefahr aus. Tiere, die nach Aufzucht nicht im eigenen Bestand verbleiben sollen, finden bei vertrauenswürdigen, verlässlichen Aquarianern anderer Haushalte sicher schnell ein neues und vor allem für alle Parteien sicheres Zuhause.