Die Zehnfußkrebse (Decapoda) bilden eine Ordnung innerhalb der Klasse der Höheren Krebse. Zu dieser Gruppe, bestehend aus ca. 15.000 Arten gehört auch der Cambarellus patzcuarensis in seiner roten Zuchtform:
- Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
- Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
- Überfamilie: Flusskrebse (Astacoidea)
- Familie: Cambaridae
- Gattung: Zwergflusskrebse (Cambarellus)
- Unterart: Cambarellus (Cambarellus) patzcuarensis
Profil des Krebses
Der rötliche Cambarellus patzcuarensis ist ein gar farbenprächtiges Zuchtexemplar. Man kann diesen Zwergflusskrebs im Aquarium aber auch kaum übersehen. Adulte Tiere erreichen ausgewachsen eine Körperlänge von ca. 4 cm. Somit gehört der Cambarellus patzcuarensis zu einer der größten Unterarten aller Cambarelli und misst von Kopf bis Schwanz so viel wie mittelgroße Exemplare der Caridina multidentata, auch Amanogarnele genannt.
Der in seiner Farbe teils leuchtend rot gehaltene, neugierig mutige Krebs, welchen wir aus unseren Aquarien kennen, kommt so in seiner echten Heimat nicht vor. Dort würde er aufgrund seiner Farbenpracht allzu schnell zum Beutetier für viele Jäger, die sich einen ordentlich genährten Krebs nur allzu gerne schmecken ließen. In hell- bis dunkelbraunem Farbkleid gehalten fällt die ursprüngliche, natürliche Form des Cambarellus patzcuarensis zwischen Laub und Ästen kaum bis nicht auf. Auch im Hinblick auf sein Verhalten zeigt sich die rötliche Zuchtform etwas agiler, mutiger und nicht immer friedfertig gegenüber Artgenossen sowie sonstigen Bewohnern eines Aquariums. Der rote Patzcuarensis ist einfach ein kleiner Heißsporn, das sollte man vor dem Kauf wissen. Die beige bis braune, gestreifte Urform hingegen ist von ruhigerem, besonnenerem Gemüt.
Im mexikanischen Bundesstaat Michoacán beheimatet, lebt der natürlich gefärbte Krebs im Lágo de Patzcuaro und seinen angrenzenden Gewässern. Er hält sich gerne in kühlen, schlammigen Zonen auf, bevorzugt ferner wie andere Krebse auch stärker bepflanzte Regionen, um Schutz vor Fressfeinden und ausreichend Nahrung zu finden. Daher sein lateinischer Name.
Der prächtige Krebs stellt wenig Ansprüche an seine Halter. Sind gewisse Grundansprüche gegeben, erfreuen sich sowohl der muntere, teils etwas heißblütige, rötlich leuchtende Racker als auch sein direkter, natürlicher Verwandter großer Freude und streifen mit erhobenen Scheren stolzen Fußes durchs Becken.
Ernährung
In Sachen Ernährung zeigen sich sowohl die ursprüngliche als auch die rote Zuchtform wenig wählerisch. Abwechslung auf dem Speiseplan kommt der Gesundheit aller Zwergflusskrebse zugute, so auch der des größten Vertreters seiner Gattung. Neben Laub heimischer und ferner Gehölze und sonstiger pflanzlicher Kost (getrocknete Auszüge der Brennnessel, Zucchini, des Spinat, Kürbis oder auch Löwenzahn) usw. erfreut sich der Krebs an intervallischen proteinreichen Gaben, die er dankbar entgegen nimmt.
Der Cambarellus patzcuarensis benötigt zusätzlich zum auf seine Bedürfnisse optimierten Alleinfuttermittel für Zwergflusskrebse braunes Laub, das er fressen und unter dem er sich verstecken kann. Braunes Laub bietet bei der Ernährung viele Vorteile. Erstens gibt es wichtige Stoffe an das Wasser ab. Ganz nebenbei bietet es Platz und Raum für die Ansiedlung von Biofilm.
Geeignete Strauch- und Baumarten:
- Ahorn, Apfel, Birne, Birke, Buche, Eiche, Erle, Esche, Kirsche, Pflaume, Quitte, Seemandel, Walnuss etc.
- Brombeere, Himbeere, Johannisbeere, Stachelbeere etc.
Wichtig: Die verwendeten Blätter müssen bestimmte Eigenschaften aufweisen, um bedenkenlos gefüttert werden zu können:
- frei von Schad- und Giftstoffen (Feinstaub an stark befahrenen Straßen, Spritzmittel wie Fungizide, Herbizide, Insektizide, Pestizide etc.)
- Farbe Braun, im Herbst gesammelt wurden und aus einem Sammelgebiet
Die Qualität sowie der Zeitpunkt des Sammelns der Blätter sind entscheidend. Grüne Blätter eignen sich nicht. Auch frisches Obst und Gemüse sind nicht unbedingt geeignet, da hier Zucker und/oder Stärke enthalten sein könnten. Beides belastet das Aquarienwasser.
Verhalten
Vertreter des Cambarellus patzcuarensis verhalten sich wie eingangs beschrieben je nach Herkunft (ursprüngliche Form/Zuchtform) teils recht unterschiedlich. Beide Gattungen des Zwergflusskrebses gehen generell recht selbstbewusst zu Werke. Gerne präsentieren sie sich und richten sich auch schon einmal auf, sodass man sie in voller Größe betrachten kann. Sie haben einen Hang zur Abenteuer- und Kampfeslust. Gegenüber anderen Tierarten wie Garnele und Schnecke tritt die beige bis bräunliche Variante häufig eher umsichtig und friedlich auf. Bei der roten Farbform kann es schon einmal sein, dass einem Mitbewohner, erlaubt er sich zu stören, nachgejagt wird, um sich zu behaupten. Insbesondere bei Proteinhunger greift auch ein patzcuarensis gerne mal nach Garnelen. Am Boden lebende Fische scheucht er bei seinen Touren durchs eigene Revier mitunter auf. Marschiert er voran, machen andere, haben sie sich an ihn gewöhnt, zügig Platz. Auf Wanderschaft erkundet voller Neugier das eigene Territorium. Er klettert gerne, aber nicht ganz so ambitioniert wie sein kleinster Verwandter, der diminutus. Dennoch besteht auch beim patzcuarensis die Gefahr, dass er sich hin und wieder beim Erklimmen seiner Umwelt in Lebensgefahr bringt. Das für den Krebs vorgesehene Aquarium sollte daher auch in Pool-Becken-Bauart oben geschlossen sein, sodass der Krebs keine einzige Lücke vorfindet, durch die er Reißaus nehmen könnte.
Wird dieser evidente Ratschlag beherzigt, steht dem patzcuarensis ein langes, bis zu 2-jähriges Leben bevor voller Streiftouren, nach denen er sich gerne einen Snack gönnt. Es sollten bei Halten mehrerer Exemplare ausreichend Verstecke bereitstehen. Sonst kommt es mitunter schnell zu Rangeleien bei der roten Zuchtform. In diese Unterschlupfe zieht er sich zurück, ist er genug umher gestromert. Der Cambarellus patzcuarensis zeigt sich allzu gern in seiner vollen Pracht. Vor allem die rote Form leuchtet unter passendem Licht wie ein Stopschild. Umso schöner, so ergeben sich viele Momente, in denen man ihn aktiv erleben darf und aufgrund der Färbung zumindest die Zuchtform auch schnell entdeckt. Zum Stubenhocker wird auch der patzcuarensis, wenn er eine kräftezehrende Häutung durchlebt hat und Schutz vor seinen Mitbewohnern zwingend benötigt, um sich von den Strapazen zu erholen.
Nachwuchs
Findet der Krebs ein passendes Gegenüber, so zögert er nicht lange mit der Paarung. Dabei geht es schon mal ordentlich ruppig zu. Das weibliche Tier trägt die befruchteten Eier über mehrere Wochen gut sortiert und stets gepflegt an der Unterseite des Hinterleibs mit sich herum, bis die kleinen Nachzöglinge schließlich aus ihren Eiern schlüpfen. Ca. 30 Jungtiere erblicken bei solch einem Happening das Licht der Welt, verbleiben anschließend wenige weitere Tage gut behütet unter dem Rockzipfel des ihnen Schutz bietenden Muttertieres.
Erst dann, wenn sie groß genug sind, um auf eigene Entdeckungsreisen zu gehen, wagen sie sich in die neue Welt voller Gefahren. Räuberisch verhalten sich die Heranwachsenden vor allem in den ersten Wochen in Freiheit untereinander. Hier wird auch schon einmal ein Geschwistertierchen gefressen, konnte es nicht schnell genug fliehen. Viele geeignete und sorgsam positionierte Verstecke sind vor allem bei der roten Zuchtform erforderlich für die gerade geschlüpften Jungkrebse, um diese für sie herausfordernde Phase mehrfacher täglicher Häutung zu überstehen und zu gesunden adulten Tieren heranzuwachsen. Nicht alle werden es schaffen, daran lässt der rote patzcuarensis keinen Zweifel. Zudem sollte sichergestellt sein, dass die kleinen Nachwuchs-Racker immer ausreichend Nahrung in Laufreichweite vorfinden.
Bedürfnisse
Generell gilt für alle Krebse, dass sie sauerstoffreiches Wasser bevorzugen. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass sie dieses benötigen. Ein Sprudelstein, ein Luftheber im HMF, der stetig neben gefiltertem Wasser reichlich Luft ins angenehm temperierte Nass befördert oder im Einzelfall ein Oxidator tragen dazu bei, die Umwelt des Aquariums den Krebsen lebensfreundlich zu gestalten. Bei aller Tierliebe sollte nicht vergessen werden, dass die Silbe Fluss im Namen Zwergflusskrebs tatsächlich darauf hinweist, dass auch der Cambarellus patzcuarensis ursprünglich aus Fließgewässern mit stetem Wasseraustausch stammt, auch wenn er mitunter ruhigere Zonen des südlich in Mexiko gelegenen Lago de Pátzcuaro willkommen heißt.
So präsent und durchsetzungsfähig der farbenfroheste Vertreter der Gattung Cambarellus ist, so neugierig zeigt er sich gegenüber allem in Greifreichweite. Am Boden lebende Fische wie Welse werden schon einmal gezwickt, machen sie nicht schnell genug Platz, wenn er angestürmt kommt. Ob sie das vertragen oder nicht, hängt individuell vom jeweiligen Tier ab. Kranke und tote Tiere werden mit gewisser Sicherheit von ihm erbeutet. Schließlich gehört auch der patzcuarensis zum Bodenpersonal des verlässlichen Aufräumtrupps seiner vielfältigen Heimat und diese Verantwortung nimmt er bereitwillig an. Zu seinen Aufgaben in der Natur gehört es, pflanzliche wie tierische Überreste zu entsorgen. Der Krebs schreckt daher im Ausnahmefall auch vor Aas nicht zurück und hilft so, die Wasserwerte eines Gewässers stabil zu halten.
Einrichtung
Auf seinen Streifzügen benötigt der Krebs viel Platz. Er ist äußerst aktiv, klettert gerne und streift täglich durch sein Revier. Keinesfalls kommen Exemplare des Cambarellus patzcuarensis, egal ob im ursprünglichen Farbkleid oder als Nachkomme der roten Farbzucht, für Becken unter 54 Litern infrage. Unter einer Grundfläche von 0,18 Quadratmetern (Becken mit Mindestgrundfläche 60 x 30 cm (Länge x Breite) ist auf das Einsetzen bereits eines einzelnen Tieres im Sinne des Tierwohls zu verzichten. Wir wollen ja schließlich auch nicht in einer Kartonschachtel leben.
Als Unterschlupfe bieten sich zahlreiche Einrichtungsgegenstände an. Ob nun unter einer Wurzel, in einer größeren Tonhöhle oder seiner Körperbreite angemessen großen Tonröhre, unter Laub oder inmitten einer Pflanze, die ihm Deckung bietet. Der patzcuarensis erobert insbesondere jene Bereiche seines Umfelds, die ihm Möglichkeiten zum Erklimmen bieten und macht sie sich zu eigen. Sein Revier pflegt der territoriale Krebs wie seine täglichen Runden. Widersacher werden mit erhobenen Scheren und unter Nachdruck verjagt. Sein teils rabiater Auftritt verleiht dem Cambarellus patzcuarensis Respekt. Andere ähnlich große Aquarienbewohner achten daher sehr darauf, wie sie vor allem der roten Farbform begegnen.
Pflanzen wie Javafarn, langsam wachsende, wenig Licht benötigende Anubias, Bucephalandras oder auch der Süßwassertang werden bereitwillig angenommen und erklettert und im Regelfall aber nicht weiter angerührt. Der patzcuarensis gärtnert wie die Großzahl der anderen Zwergflusskrebsarten nicht.
Fazit
Zusammengefasst ist der Cambarellus patzcuarensis ein wirklich sehenswertes, häufig präsentes Aquarientier, egal ob in der ursprünglichen oder in der roten Zuchtform. Er stellt in jedem Fall eine Bereicherung für jedes Becken dar, werden seine Grundbedürfnisse (ausreichend Verstecke und Platz zum Unterschlüpfen, Bewegungsfreiheit, artgerechte Ernährung, viel Sauerstoff, artige Mitbewohner) erfüllt. So ist der vermutlich farbenprächtigste Vertreter der Cambarellus-Familie, wenn in Rot gewählt auch für Einsteiger in das Hobby geeignet.
Hinweis
Exemplare des Cambarellus patzcuarensis dürfen keinesfalls in hiesige Gewässer entlassen werden. Sie stellen nicht nur aufgrund der Tatsache eine große Gefahr für heimische Krebsarten dar, dass sie eine invasive Spezies bilden würden. Nord- und mittelamerikanische Krebse sind im Regelfall Überträger der Krebspest und würden hiesige Tierbestände, die sich vor dem Erreger nicht schützen könnten, vermutlich voll und ganz ausrotten.
Somit geht selbst von einem winzigen Nachzögling für unsere heimische Fauna bereits eine große Gefahr aus. Tiere, die nach Aufzucht nicht im eigenen Bestand verbleiben sollen, finden bei vertrauenswürdigen, verlässlichen Aquarianern anderer Haushalte sicher schnell ein neues und vor allem für alle Parteien sicheres Zuhause.