Zwergflusskrebse verhalten sich je nach Art, Umgebungsbedingungen, Vitalität und Gesundheitsstatus sowie Tageszeit mitunter recht unterschiedlich. Hier gibt es selbst unter Vertretern einer Art durchaus Varianzen.
Möchte man Tiere, die sich häufig zeigen, die auch tagsüber bei Beleuchtung präsent sind, sich durch das Aquarium bewegen und ihren Trieben nachgehen, sollte man eine Art auswählen, die tagaktiv und zeigemutig ist.
Je detaillierter das Becken mit Pflanzen, Unterschlupfmöglichkeiten wie Wurzeln, Steinen, Röhren und Co. ausgestaltet wird, desto eher ist der Cambarellus bereit, sich von seiner besten Seite zu zeigen, indem er den Besitzer mit häufigen Jagdausflügen, drohgebärdenden Besuchen an der Frontscheibe und anmutigen Kletteraktionen beglückt.
Oft verstecken sich Cambarelli kurz nach dem Einsetzen ins neue Zuhause erst einmal für einige Stunden oder gar Tage. Dies ist nur natürlich und auch nachvollziehbar, betrachtet man die vielen Stressoren nach einem Transport über Dutzende oder gar Hunderte Kilometer hinweg.
Ich kann mich beispielsweise noch lebhaft an die Tage nach Eintreffen der vier Exemplare des Cambarellus schmitti erinnern. Zwar hatte ich die Tiere nach behutsamem Angleichen an die Wasserwerte im neuen Becken vorsichtig eingesetzt. Zuvor hatte ich vorsorglich einen Wasserwechsel gemacht und mögliche Störfaktoren im Becken entfernt.
Zudem hatte ich genügend Unterschlupfoptionen inkl. Süßwassertang-Bepflanzung vorgesehen. Dennoch ließen sich weder das Männchen, noch die drei Weibchen an den folgenden 5 Wochentagen dazu überreden, sich auch nur kurz zu zeigen. Überdies zeigten sich die Krebse auch an den folgenden Tagen wenig zeigefreudig, zögerlich und ängstlich, obgleich die Taitibee-Garnelen keinerlei Anlass zur Sorge boten.
Vor allem während der Phasen künstlicher Beleuchtung kann es dazu kommen, dass sich Krebse in ihre Unterschlupfe zurück ziehen, ist ihnen die Umgebung noch nicht vertraut.
Am 6. Tag ihres Bezuges des 60F-Beckens zeigte sich das erste Tier höchst zögerlich während der Lichtphase, am Folgetag ein weiteres. Zeit ist hier das Mittel der Wahl, um die Tiere erfolgreich an ihres neues Umfeld zu gewöhnen.
Arten wie der Cambarellus sp. Hub zeigen sich auch tagsüber recht aktiv, gleichfalls der als CPO bekannte orangefarbene Zwergflusskrebs Cambarellus patzcuarensis. Geradezu plakativ erhebt letzterer die Scheren und wandert mutig auf die Aquarienscheibe zu, nähert man sich derselben, um ihn und sein buntes Treiben zu betrachten.
Das Jagdverhalten des Knabenkrebs getauften Cambarellus puer ist ebenso eindrucksvoll zu beobachten. Nähert sich dieser einem potentiellen Beutetier, dies kann auch mal eine Garnele sein, so schleicht er sich gemächlichen Schrittes an. Fast zeitlupenartig schreitet er so voran, vermeidet schnelle Bewegungen, bis er in Scherenreichweite ist. Selbst Artgenossen kann dieses Verhalten überraschen.
Bewohnen weitere Tierarten das Zwergflusskrebs-Aquarium, sollte im Vorhinein abgeklärt werden, ob eine Vergesellschaftung möglich ist. Raubfische stellen eine ernsthafte und nachhaltige Bedrohung für jede Zwergkrebspopulation dar. Am Boden lebende Welse leiden möglicherweise unter der steten Begegnung mit kneiffreudigen Kleinkrebsen. Schnecken werden von Cambarelli unter Umständen vertilgt, Garnelenjunge gezielt gejagt, mangelt es an Protein oder ist die Jagdlust groß.
Dies alles muss nicht eintreten, kann jedoch. Es ist daher relevant, sich bewusst zu machen, welche Bedürfnisse alle übrigen Aquarienbewohner haben. Dies, um zu beurteilen, ob ein Zwergflusskrebs zu deren Ansprüchen an Sicherheit, Fress- und Schlafverhalten passt oder nicht.
Eines gilt für alle Cambarellus-Arten und sollte in jedem Fall beherzigt werden. Zwar verstehen sich Tiere einer Untergattung der Cambarellus-Familie mitunter sehr gut. Ein gemütliches Temperament darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass jede Untergattung ihre ganze eigene Art und Weise pflegt, sich miteinander zu verhalten.
Im übertragenen Sinne bedeutet dies, dass ein Cambarellus diminutus bei Begegnung mit einem Cambarellus patzcuarensis in der roten Zuchtform, auch bekannt als CPO, aufgrund dessen Heißblütigkeit in lebensbedrohliche Schwierigkeiten gerät. Selbst in jenem Fall, in dem das Kräfteverhältnis beider Tiere ausgeglichen wäre, würde der eine Zwergflusskrebs nicht verstehen, was der andere von ihm will.
Es gilt daher, sich im jeweiligen Aquarium für eine Unterart zu entscheiden. Ein Mischen verschiedener Unterarten in einem einzigen Becken, egal wie groß dieses auch sein mag, wird zwangsläufig irgendwann aufgrund erheblicher Missverständnisse untereinander zum Erliegen und Tod eines der beiden Tiere führen bzw. wird eine Gruppe die andere vollständig verdrängen. Es gilt demnach die Qual der Wahl auf der Suche nach dem passenden Krebs für das eigene Aquarium.